Brunos Reisenotizen

Wir wurden auf dieser Tour mehrfach gefragt wie das ist, Langzeitreisen mit Hund. Von Menschen die gerne reisen und überlegen, ob ein Hund damit vereinbar ist und auch von Menschen mit Hund, die überlegen, ob dieser mit Langzeitreisen vereinbar ist.

Für uns ist der Hund ein Familienmitglied und als solches hat er das Recht die Entscheidungen wie und wohin wir reisen zu beeinflussen. Deshalb fliegen wir beispielsweise nicht. Bei einer längeren Reise sind Fragen der Sicherheit und Gesundheit nicht nur für uns Zweibeiner zu klären, sondern auch für unseren vierbeinigen Freund. Denn wenn es dann endlich losgeht, sollen alle ihren Spaß haben.

Generell war das Reisen entlang der von uns gewählten Route mit Hund problemlos. Es hat der Chip und der Pass mit der Tollwutimpfung genügt. Wir hatten vor Reiseantritt eine Tollwut-Titerbestimmung machen lassen, von der es heißt, sie sei (nicht älter als ein Jahr) bei der Wiedereinreise in die EU zwingend erforderlich.

Wer spezielle Fragen hat, kann gerne Kontakt mit uns aufnehmen.

Aber jetzt lassen wir Bruno einfach mal selbst erzählen:

Eigentlich heiße ich ja Quax, aber das hat meinem Herrchen nicht gefallen. Irgendwas mit dem Anfangsbuchstaben im Alphabet hat ihn gestört. Aber ich bin ja sowieso der Hund mit den tausend Namen: Bruno, Brunetti, Wuffelchen, Wauzel, Wuffelschnuffi, Lockenzwerg, Pudel, Murragl. Ich höre eher am Ton ob ich gemeint bin oder nicht. Dann hebe ich den Kopf und gucke mal in Richtung des Rudels.

Was die Leute mich schon alles geheißen haben: Wasserhund, Drahthaar, Wolf und sogar Schaf. Meine Rasse nennt sich Labradoodle. Meine Ahnen kommen aus Australien. Ich selbst bin ein waschechter Pfälzer, aus Neustadt. Dort wurde ich vor 6 Jahren geboren. Schön ist es da, zwischen Kastanienbäumen und Rieslingtrauben. Das finden auch Pietro und Heidi, deshalb fahren wir da oft über´s Wochenende hin, mit der mobilen Hundehütte (Anmerkung: Er meint den Landy)

Ich mag Spaziergänge, schwimmen im Badesee, Stöckchen werfen und Vögel jagen, besonders Enten. Denen könnte ich stundenlang hinterherrennen. Ansonsten fühle ich mich wohl in meinen Routinen. Morgens zum Beispiel muss erst mal eine Schmuserunde drin sein sonst ist der Tag gleich gelaufen. Danach Gassi und zur Krönung gibt´s Frühstück – leckere, trockene Kügelchen aus einem riesigen Sack.

Aufbruch

Eines Morgens stand ein Mann in einem gelb-roten Strampelanzug (er meint den DHL Zusteller) vor der Tür und hat 5 Säcke Hundefutter abgeliefert. Da dachte ich es ist Weihnachten und Geburtstag auf einmal. Die sind allerdings in der mobilen Hütte verschwunden. Aber da habe ich noch keinen Verdacht geschöpft. Erst als die rollende Hundehütte – die eigentlich alles hatte was Hund so braucht – auseinandergenommen und umgebaut wurde habe ich begriffen, dass meine Routinen gefährdet sind.

Dann hat das Rudel angefangen kistenweise Zeug hinein zu schleppen. Ich weiß noch, dass ich mich gefragt habe ob wir schon wieder umziehen. Das neue zu Hause war doch cool, warum verkleinern wir uns denn? Hab ich bei all dem Kram überhaupt noch Platz? Darf ich am Ende gar nicht mit?

Die Furcht war aber unbegründet. An dem Tag als es losging hat mich Herrchen auf die Motorhaube gesetzt und wir haben mit dem ganzen Rudel vor einem kleinen Kasten Männchen gemacht. Der kleine Kasten (er meint das Mobiltelefon) wurde in der nächsten Zeit super wichtig. Jedenfalls hat Frauchen da dauernd reingeklotzt.

Aufbruch – mein Rudel ist ganz aufgeregt.

Dammbruch

Wir sind erst mal dahin gefahren wo es den richtig guten Käse gibt. Ich liebe Käse und habe Pietro und Heidi wechselweise mit meinem Dudel-Dackelblick hypnotisiert, damit ich was abbekomme. Der Käse war es bestimmt nicht, aber irgendwas hat mir nicht so gut getan, jedenfalls hatte ich schon in den ersten Wochen – da waren wir gerade an einem riesigen Spalt im Boden (er meint den Canyon du Verdon) – voll die flotte Lotte. Habe wechselweise das Alpha und Beta nachts aus der Hütte gewimmert, weil ich einfach nicht aushalten konnte bis zum Morgen. Der Spaziergang in den Spalt war aber trotzdem toll, denn es hat so gut gerochen und ich durfte ganz lange ohne Leine herumschnuffeln. Ich habe gekochte Karotten bekommen, danach ging´s mir besser. 

Einbruch

Dann kamen wir ans Meer. Das liebe ich, weil dort schön viel Platz zum rennen ist. Das kann ich machen bis mir die Zunge unter die Pfoten gerät. Und wenn dann noch jemand Stöckchen wirft ist das wie Urlaub. Allerdings hatte mein Rudel ja einfach keine Ruhe. Immer wenn ich dachte, „hier ist es toll“, sind wir schon wieder weitergerollt. Länger geblieben sind wir an einem sehr breiten Fluss. Der hatte eine irre Farbe, türkisgrün bis blassgrau (der Tagliamento). Kalt war der! Aber da konnte ich ewig am Ufer sitzen und über das Leben nachdenken. Derweil haben Herrchen und Frauchen Wein getrunken, irgendwas gefeiert.

Einmal sind wir am Fluss an eine andere Stelle gerollt zum spazieren gehen. Als ich ausgestiegen bin habe ich was gerochen in den Büschen nebenan. Ich habe gebellt was das Zeug hält, aber meine Leute haben wieder nix kapiert und klar gemacht, dass ich ruhig sein soll. Da habe ich meine Schnauze gehalten. Als wir zurückgekommen sind war von einer auf die nächste Sekunde irre Aufregung im Rudel. Ich habe gleich gerochen, dass da wer fremdes in der Hütte war. Und die haben wohl was mitgenommen was Herrchen und Frauchen gehört.

An dem Abend haben wir in einem Hof übernachtet, auf dem eine Katze wohnt. Mensch hätte ich die gerne gefangen, aber ich durfte ja nicht raus.

Schön und verliebt

Meine Locken sind sehr praktisch wenn es kalt ist, oder wenn irgendwelche Kleininsekten versuchen mir in die Haut zu beißen. Aber sie sind extrem hinderlich, wenn es heiß wird. Und so hat unterwegs der Hundesalon Metzmeier für seinen einzigen Kunden die Tore geöffnet und mich von der Wolle befreit. (Zum Video geht´s hier.) Das hat ewig gedauert und danach war ich total wuschig und musste erst mal wild herumrennen.

Dann kam was das Montenegro heißt. Um da reinzukommen musste Pietro meinen Ausweis vorzeigen. Ja, ich hab einen, mit meiner eigenen Nummer und meinen Impfungen drin. Montenegro fand ich toll, besonders den großen dunklen Wald (er meint den Biogradska Nationalpark). Schon als wir angekommen sind habe ich gemerkt dass es hier genial riecht. Es hat auch gar nicht lange gedauert, da kam das schönste Wesen das ich je gesehen habe um die Ecke. Wow, hatte die einen Hüftschwung! Und dann musste alles sehr schnell gehen, denn ich wusste ja, dass mein Rudel nicht so begeistert ist, wenn ich kleine Kangal-Doodles mache. Pietro war leider schneller und hat mich von der Hündin gepflückt wie eine reife Birne vom Baum. Getrauert habe ich, bis wir wieder abgefahren sind.

Fast hätte es geklappt mit den Kangal-Doodles…

Aber der Wald war auch super zum jagen. Auf den Spaziergängen habe ich Knochenreste gefunden. Die habe ich alle gebracht und meine zweibeinigen Begleiter haben versucht die Fundstücke zusammenzusetzen und zu raten was das wohl mal war. Heidi ist es dabei ganz unheimlich geworden. Sie wäre am liebsten gleich wieder umgekehrt.

Autowanderer Hundeleben

Unser mobiles zu Hause ist gemütlich und ich bin immer im Zentrum des Geschehens, denn mein Platz ist auf einer Decke genau in der Mitte. So kann ich beobachten wie in der Küche mein Hundefutter gerichtet wird. Abends gibt´s nämlich immer Frischkost. Ich bekomme oft rohes Rindfleisch. Herrchen kann das Wort jetzt auf sehr vielen Sprachen sagen. Auf der Reise ist die Speisekarte noch variantenreicher als zu Hause. Ich habe manchmal den Verdacht das ist aus der Not geboren, weil auf den Tisch kommt was das Angebot hergibt. So habe ich Herz kennengelernt und bekomme Fischreste und Shrimps und Tunfisch und Leber. Vertrage ich alles gut. Nachts warte ich immer bis die zwei in ihrem Bett eingeschlafen sind, dann schleiche ich mich auf´s Sofa. Das ist nämlich noch gemütlicher als meine Decke. Morgens, wenn von oben Geräusche kommen, hopse ich schnell wieder runter und freue mich auf die Begrüßung.

Dann gibt´s wie immer die Kügelchen zum Frühstück, aber erst nach der Gymnastik. Die mache ich mit Pietro zusammen auf dem Boden. Das ist eng aber klappt ganz gut. Ich kann den abwärtsblickenden Hund natürlich besser als Herrchen!

Langzeitreisen kann langweilig sein

Während der Fahrt stehe ich meistens im Durchgang zur Fahrerkabine. Bei Serpentinen muss ich zwar ganz schön mit dem Hintern rudern, um auf den Beinen zu bleiben, aber dafür kann ich alles was draußen an uns vorbeifliegt gut sehen. Das ist wie Jagen im Schnelldurchgang. Wenn das Katzenkino anfängt oder kleine Lämmchen oder Ziegen zu sehen sind, kann ich mich vor Aufregung kaum halten, da winsele ich auch schon mal wie ein kleiner Welpe.

Einmal als ich aus dem Auto gekommen bin lag da schon ein anderer Hund und hat tatsächlich aus meinem Napf getrunken. Das fand ich unmöglich! Aber noch dreister war die Ziege die sich bedient hat und dann kommt sie auch noch auf mich zu und gibt mir einen Stups auf die Nase. Wenn ich da nicht an der Leine gewesen wäre…

Selfie-König

Als wir wieder einmal meinen Pass vorzeigen mussten ist alles anders geworden. Herrchen hat lange Hosen getragen obwohl es irre heiß war und Frauchen hat lustig ausgesehen mit ihrem Kopftuch und den langen wallenden Röcken. Ich habe das mit dem Kopftuch auch mal ausprobiert, sah aber uncool aus.

Die Menschen in dem Land (er meint den Iran) waren total verrückt nach mir. Immer wenn wir irgendwo angehalten haben kamen sie mit ihren kleinen Kästen und wollten dass ich mit ihnen da reingucke. Am Anfang fand ich das noch lustig aber irgendwann wurde mir langweilig. Andere Hunde habe ich fast keine gesehen. Aber ich musste ja eh viel Zeit im Auto verbringen, weil es draußen viel zu heiß war. Erst wenn am Abend der Mann vom Turm gerufen hat bin ich raus. Manchmal gab es Kinder die mit mir Ball spielen wollten, das war schön.

Für ein paar Tage waren wir auch in einem riesigen Sandkasten. Das hat mir am besten gefallen, da konnte ich rennen und Stöckchen werfen und ganz lange in die Ferne gucken.

Schon wieder eine die ein Selfie mit mir machen will!

Die Guten und die Bösen

An vielen Orten durch die wir gekommen sind gab es Hunde. Die meisten haben glaube ich kein festes zu Hause. Viele wohnen in den Bergen bei den Schafen. Die in der Stadt haben Zweibeiner die sich um sie kümmern. Diese stellen (in der Türkei) zum Beispiel in  Hauseingängen kleine Hundehütten auf oder im Park Fressnäpfe mit Futter und Wasser. Auf der Insel (Kreta) haben die Bewohner sogar eine richtige kleine Stadt für die Hunde gebaut. Da gibt es ganz viele Hütten und es sind immer kleine Menschen da die mit den vielen Welpen spielen.

Aber es gibt auch Hunde die werden nicht so gut behandelt, die liegen den ganzen Tag an einer langen Kette alleine herum. Davon werden sie ziemlich wütend. Vor denen muss ich mich hüten, denn die gehen auf mich los wie ich auf die Enten. Herrchen hat mir deshalb ein Halsband spendiert das Stacheln hat, falls doch mal einer zubeißt, damit er mir nicht wehtut. Einmal waren wir am Stand unterwegs, da sind gleich zwei gekommen und haben mich attackiert. Mein Rudel hat mich toll verteidigt, Pietro mit dem Stock und Heidi mit den bloßen Händen. Danach hat sie geblutet und gejammert. Als noch mehr Hunde kamen sind wir gerannt was das Zeug hält. Seitdem sind wir noch ein bisschen vorsichtiger, wo wir spazieren gehen.

Die Drei Damen gehören zu unseren Freunden Marie und Johannes. Die habe ich besonders ins Herz geschlossen.

So langsam mischen sich in die fremdartigen Gerüche die ich jeden Tag wahrnehme einzelne Stoffe die ich schon kenne. Daher glaube ich, dass wir langsam wieder Richtung Heimat unterwegs sind. Wer weiß, vielleicht kann ich ja schon bald die Mädels auf der Hundewiese in Baden-Baden mit meinen Abenteuergeschichten beeindrucken. Das würde mir schon gefallen.

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